Beiträge der Stadt an das Kulturzentrum Guss 80-81 kommen an die Urne

Volk soll Kultur(-Farbe) bekennen

Zwölf Parlamentarier kippen mit einem Referendum das Ja des Parlaments zu höheren Beiträgen an das Bülacher Kulturzentrum Guss 80-81. Und doch ist niemand über diesen Entscheid traurig.
Rolf Haecky

Was sich in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember nach Stunden zähen Ringens im Bülacher Parlament abzeichnete, ist jetzt Tatsache: Das Ja des Gemeinderates zu einem höheren Beitrag der Stadt von total 116 000 Franken jährlich ans Kulturzentrum Guss 80-81 ist hinfällig.

Dies, da zwölf Mitglieder des Gemeinderats gegen den Beschluss das Behördenreferendum ergriffen haben. Damit wird das Volk kommenden 13. Juni an der Urne über den Beitrag an das «Guss» zu befinden haben, wobei die Stadt Bülach das Kulturzentrum bereits jetzt mit 30 000 Franken pro Jahr, mit kostenlosen Darlehen und der Übernahme der Mietkosten unterstützt.

Stadtrat zeigt sich zufrieden

Gelassen sieht auch der Stadtrat die Sache: «Grundsätzlich bin ich froh darüber, dass die Stimmberechtigten sich dazu äussern können, ob sie hinter einem Kulturzentrum stehen und dieses Angebot in Zukunft wünschen», erklärt Walter Bosshard. Oder eben nicht. Dabei ist zu erwähnen: Bülach würde mit den erhöhten Beiträgen und dem Mietzinserlass das «Guss» im Umfang von rund 250 000 Franken unterstützen.

Obwohl im Dezember 15 der insgesamt 28 Frauen und Männer im Parlament fanden, ihnen sei das «Guss» das Geld wert, war das Behördenreferendum abzusehen. So scheiterte damals die FDP-Fraktion mit ihrem Antrag, das Volk an der Urne über das Geschäft entscheiden zu lassen, nur knapp mit 10:12 Stimmen. Und eigentlich wollte der Stadtrat das Geschäft sowieso unter das obligatorische Referendum stellen. Daher ist Stadtpräsident Walter Bosshard mit dem Behördenreferendum zufrieden.

Kultur kennt keine Krise

Dass die Bülacher ausgerechnet in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Kultur investieren sollen, könnte sich als Nachteil für das «Guss» herausstellen. «Die aktuelle Lage ist kein Vorteil, aber der Moment für solche Anliegen ist wohl nie der richtige», meint Dieter Liechti, der überzeugt ist, Bülach könne sich auch in der Krise das «Guss» leisten.

Auch Walter Bosshard bezweifelt, dass sich die Wirtschaftslage auf den Volkswillen negativ auswirkt. «Der Entscheid über einen Beitrag an das Kulturzentrum Guss hat nichts mit der Krise zu tun», ist er überzeugt. Dennoch sei schwer abzuschätzen, wie das Volk zu den Beiträgen ans «Guss» stehe.

Kulturbeauftragter muss auch vors Volk

Ein ähnliches Schicksal wie dem Guss 80-81 und anderen Geschäften im Gemeinderat ist auch dem Kulturbeauftragten in Bülach widerfahren: Das Parlament sagte im November Ja dazu, die Stelle eines Kulturbeauftragten zu schaffen. Dagegen hat jedoch der Bund der Steuerzahler mit 349 gültigen Unterschriften das Referendum ergriffen («ZU»/«NBT» berichteten). Der Stadtrat bestätigt jetzt offiziell das Zustandekommen dieses Referendums. Damit wird das Volk am 13. Juni auch über dieses Geschäft an der Urne abstimmen.